Theoretische Grundlagen zum Shotokan Karate-Do

Karate-Do Grundstellungen

Die folgenden Grundstellungen (Tachikata) sind im Shotokan Karate-Do die gebräuchlichsten Formen. Ohne ihre perfekte Ausführung kann der Karateka keine sichere und effektive Technik einsetzen.


Tachikata - Die Grundstellungen

In jeder Kampfkunst gibt es eine Vielzahl von Grundstellungen, mit denen sich der Schüler nach und nach vertraut macht, sie aber anfangs als eher unpraktisch, anstrengend oder sogar lästig empfindet. Dabei erfüllen diese Grundstellungen einen wichtigen Zweck, nämlich den Ausführenden im Endpunkt seiner Bewegung zu stabilisieren und ihm damit eine effektive Technik zu ermöglichen. Auch im Karate-Do gibt es eine Vielzahl von Grundstellungen, die sich erst einmal grob in drei Gruppen bezüglich ihres Schwerpunktes einteilen lassen. Als erstes sind das die Stellungen, bei denen der Schwerpunkt des Körpers in der Mitte liegt. Der bekannteste Vertreter ist wohl der Kiba-Dachi. Bei den anderen beiden Arten liegt der Schwerpunkt entweder vorne oder entsprechend hinten. Hier sind die bekanntesten Stände der Zenkutsu-Dachi und der Kokutsu-Dachi.

Tachikata - Stand, Stellung

Befaßt man sich genauer mit der Ausführung der jeweiligen Stände, so läßt sich ein gravierendes Problem feststellen. Wird ein Stand sehr tief ausgeführt, so stellt er eine stabile und kraftvolle Endstellung dar. Allerdings läßt sich nun eine Folgebewegung in einen anderen Stand nicht mehr schnell genug ausführen. Der tiefe Stand, der dem Karateka also Stabilität geben soll, nimmt ihm gleichzeitig seine Beweglichkeit. Für einen hohen Stand gilt der umgekehrte Fall. Der Karateka wird nicht durch den Stand geblockt und ist somit schnell beweglich, muß aber dafür einen Teil seiner Stabilität einbüßen. Hier einen geeigneten Mittelweg zu finden, der auch noch der jeweiligen Situation angepaßt ist, ist eine Aufgabe, die den Karateka sein ganzes Leben lang begleitet. Denn mit steigendem Alter verändern sich auch seine Stände. Sie passen sich nicht nur den jeweiligen körperlichen Beschränkungen an, sondern werden auch durch die wachsende Erfahrung des Karateka, der immer mehr seine individuellen Kampfhaltungen findet, geformt.

Die Grundstellungen, die anfangs aufs genaueste festgelegt waren, haben sich nun zu einer individuellen Form gewandelt. Sie sind nun nicht mehr die unpraktischen und belastenden Stellungen, sondern sind für den Karateka natürliche Haltungen geworden, die ihm in jeder Situation optimale Beweglichkeit und Stabilität liefern. Die Frage nach dem Sinn der verschiedenen Grundstellungen wird nun leichter verständlich. Auch das langwierige Verharren in einer tiefen Stellung während des Kihon, das schnelle Drehen um die eigene Achse bzw. das einbeinige Stehen in einer Kata sind wichtige Übungen im Training, die alle ihre Daseinsberechtigung haben. Sie sollen Kraft, Schnelligkeit und Gleichgewichtssinn schulen und dem Karateka die Möglichkeiten geben seinen Körper kennen und beherrschen zu lernen, damit er in jeder Situation optimal reagieren kann. Eines darf nicht vergessen werden, nämlich das Grundstellung in der Regel immer Endstellungen sind. Sie werden vom Karateka in einer Verteidigungssituation nur sehr kurz eingenommen und dann sofort wieder verlassen, damit er nicht zu einem unbeweglichen Ziel wird und sich damit selbst gefährdet.



Grundstellungen im Karate-Do


Heisoku-Dachi
geschlossene Fußstellung
Füße parallel zusammen, Knie leicht gebeugt
z.B. in Kata: Heian-Sandan

Musubi-Dachi
verbundene Stellung
Fersen zusammen, Füße leicht nach außen,
wird beim Ritsu-Rei angewendet

Heiko-Dachi
Parallelstellung
Füße schulterbreit und parallel nach vorne
z.B. in Kata: Bassai-Dai

Hachiji-Dachi/Shizentai
Stellung wie Schriftzeichen Hachi
Füße schulterbreit auseinander und leicht nach außen

Zenkutsu-Dachi
Vorwärtsstellung
Füße schulterbreit auseinander, Gewicht auf dem vorderen Bein
z.B. in Kata: Heian-Shodan

Sochin-Dachi
Stark-Ruhe-Stellung
wie Zenkutsu-Dachi nur hinteres Bein gebeugt, Gewicht auf beiden Beinen gleich
z.B. in Kata: Sochin

Kokutsu-Dachi
Rückwärtsstellung
Fersen auf einer Linie, Gewicht auf dem hinteren Bein
z.B. in Kata: Heian-Shodan

Renoji-Dachi
Stellung wie Schriftzeichen RE
wie Kokutsu-Dachi, nur Fersen eine Fußbreite auseinander
z.B. in Kata: Heian-Shodan

Kiba-Dachi
Reiterstellung
Füße parallel nach vorne und doppelt schulterbreit auseinander, Gewicht gleich verteilt
z.B. in Kata: Heian-Sandan

Shiko-Dachi
Hocken-,Breitstellung
wie Kiba-Dachi, nur Füße leicht nach außen gebeugt

Hangetsu-Dachi
Halbmondstellung
Füße schulterbreit, beide Knie sind nach innen gebeugt
z.B. in Kata: Hangetsu

Sanchin-Dachi
Drei-Kriege-Stellung
wie Hangetsu-Dachi, nur das die vordere Ferse auf einer Linie mit hinteren Zehen liegt
z.B. in Kata: Nijushiho

Kosa-Dachi/Kake-Dachi
Überkreuzstellung
Beine gekreuzt, größter Teil des Gewichts auf dem vorderen Bein
z.B. in Kata: Heian-Yondan
Info: altchinesische Kampfstellung aus dem Kung-Fu, genannt Taobo: "gestohlener Fuß" - ein Fuß bleibt vor den Augen des Gegners versteckt.

Nekoashi-Dachi
Katzenfußstellung
vorderer Fußballen auf dem Boden, Gewicht auf dem hinteren Bein
z.B. in Kata: Unsu

Tsuru-Ashi-Dachi/Sagiashi-Dachi
Kranichfußstellung
einer der Füße wird in Höhe des Kniegelenkes eingeklemmt oder gehalten
z.B. in Kata: Gankaku

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